Budô Reset
Vom 07.10.2019 bis zum 20.10.2019 fand unsere diesjährige Trainingsreise nach Japan statt.
Nicht nur Soke Hatsumi Masaaki unterrichtet mit seinen inzwischen bald 88 Jahren im Honbu Dôjô, auch andere von ihm berechtigte Daishihan unterrichten dort.
Es ist also eine großartige Chance die aktuellen Themen im Honbu Dôjô aus erster Hand zu erleben und zu verstehen (oder es zumindest zu versuchen), was in den Soke Classes unterrichtet wird.
Letztlich ist dies nicht nur für die eigene Entwicklung, den eigenen Budô, wichtig, sondern als Shidôshi auch um seinen Schülern weitergeben zu können was Soke als Bujinkan definiert hat.
Es ist ein kleines bisschen als würde man für sich selbst den Reset-Knopf drücken, um sich auf das zu besinnen, was Bujinkan bedeutet.
Jeder Mensch ist anders und so hat auch jeder Budôka sein ganz eigenes Verständnis von dem was Soke lehrt. Es ist der direkte Kontakt bzw. das direkte Trainingserlebnis im Honbu Dôjô, welches uns vor Augen führt was das Bujinkan sein sollte, ohne von eigenen Interpretationen überschattet zu werden.
Kihon
"Das Training in Japan ist anders."
Jeder der das erste Mal in Japan trainiert, wird diese Aussage in der ein oder anderen Weise bestätigen können.
Doch was ist anders?
Anfangs kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass es die Trainingsinhalte sein müssen. Schließlich trainiert man keine Grundlagen mehr. Es sind die fortgeschrittenen Techniken bzw. das vollständige Loslassen von der Form, die den "Zauber" in Japan entstehen lassen.
Aber ist das wirklich so?
Ich denke vielmehr, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. In jeder Bewegung von Soke und der Daishihan steckt alles was uns die Kihon Happô lehrt. Man sollte es daher anders formulieren.
Man trainiert die Kihon in Japan nicht (explizit), da die Kihon und das eigene Training damit vorausgesetzt werden. Jede Bewegung, jede Technik sollte im Einklang mit den 5 Basiselementen und der Kihon ausgeführt werden.
Die Kihon wird damit nicht isoliert trainiert, sondern vielmehr "angewendet". Dies erfordert es jedoch, dass die Kihon bereits so weit verinnerlicht wurde, dass die eigenen Bewegungsmuster im Einklang mit den Basics sind, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Don't think - Just move
Es ist gerade diese Verinnerlichung der Kihon, die alle weiteren Techniken ermöglicht. Nicht mehr nachdenken zu müssen, ob man stabil steht, welche Distanz sicher ist oder welches Timing sinnvoll sein könnte, etc. führt dazu den Fokus bei der Ausführung auf andere Dinge legen zu können.
Ferner erfordert dies ausreichend Vertrauen in das eigene Taijutsu zu haben, um Bewegungen nicht mehr zu "zerdenken". Das Bujinkan Budô Taijutsu ist eine körperliche Kunst.
So viel Spaß das theoretische Erarbeiten einer Technik auch macht, so führt all das aber nicht dazu, dass man seinen eigenen Körper hierdurch auch besser nutzen kann. Das Verständnis eines Bewegungsablaufs ist zweifelsohne wichtig, ohne die körperliche Erfahrung, wie ein Hebel wirkt, sich ein Angriff anfühlt oder Kyûsho Punkt wirkt, verbleibt dieses Verständnis jedoch in einer theoretischen Ebene.
Die Anwendung der erlernten Prinzipien (Kihon), ohne diese zu theoretisieren, ist daher für mich ein zentraler Aspekt, den das Training in Japan auszeichnet.
Fazit
Erneut wurde mir in dieser Trainingsreise die Wichtigkeit der Kihon bewusst.
So fortgeschritten eine Technik auch aussieht, die Daishihan stehen in Balance und vor allen weiteren Aktionen grundsätzlich in der richtigen Distanz. Der Grad mit dem die Lehrer in Japan die Grundlagen verinnerlicht haben und anwenden können, ist beeindruckend.
Unser Fundament weiter auszubauen, um darauf immer mehr stabile Techniken aufbauen zu können, sollte daher die Aufgabe von uns Schülern sein.
Abschließend darf jedoch die Kihon nicht nur zum Zwecke der "Grundlagenforschung" erlernt werden. Die Anwendung der grundlegenden Prinzipien sollte also immer im Blick behalten werden.
Ich freue mich darauf all das in meinem Training nun weiter zu ergründen und im Bujinkan Umidanuki Dôjô weitergeben zu können.
Ganbatte Buyû
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Umidanuki Dôjô (Dienstag, 22 Oktober 2019 09:47)
Wer mehr über die Erfahrungen aus unserer Trainingsreise erfahren möchte und sich eben nicht nur niedergeschriebene, sondern auch praktische Eindrücke wünscht, der ist herzlich zum Seminar 001 - Impressionen aus Japan am 26.10.2019 eingeladen.
Mehr unter https://www.umidanuki-dojo.de/events/seminar001.
Wir freuen uns daruf!