Kihon Serie
Die acht Basisformen im Bujinkan Budô Taijutsu, die Kihon Happô, teilen sich in drei Schlagtechniken und 5 Hebeltechniken auf. Jede der Techniken der Kihon Happô ist in ihrer Basisform dazu gedacht dem Schüler eine andere grundlegende Fähigkeit zu vermitteln. Mit Musha Dori lernen Schüler den ersten Hebel, der in der Ellbogen-Distanz eingesetzt wird.
Basis - Kihon
Musha Dori, auf deutsch übersetzt "den Krieger fangen", ist der erste Hebel, der Kihon Happô, der in der Ellbogen-Distanz ausgeführt wird. Nach den beiden bereits gezeigten Handgelenkshebeln Omote und Ura Gyaku, beeinflussen wir Uke mit Musha Dori also indem wir seine Struktur über das nächstnähere Gelenk, das Ellbogengelenk brechen. Als Schüler lernen wir also zunächst in einer weiteren und damit sichereren Distanz zu arbeiten. Mit Musha Dori werden wir an eine engere und damit auch potentiell gefährlichere Distanz herangeführt. Hier ist es für Uke leichter auch Toris Gleichgewicht zu beeinflussen und eine Gegentechnik anzuwenden.
Die Ausführung ist dabei in unserem Video wieder sehr schön dargestellt und am Ende sogar in Zeitlupe zu sehen, um auch Details herauszustellen. Tori wird dabei zunächst an Sode gegriffen und weicht direkt schräg nach hinten in Ichimonji No Kamae zurück. Diese Kamae wird jedoch nicht beibehalten, sondern nur als Übergangsstellung genutzt und der Raum zu Uke unmittelbar mit einem Schritt nach vorne eingenommen. Ukes Gleichgewicht wird dabei mit beiden Armen nach hinten destabilisiert. Um Uke dann endgültig in Kuzushi zu stellen, nutzt Tori den Kontakt mit dem Ellbogen und eine Körperdrehung. In dieser instabilen Position ist es für Tori dann ein Leichtes Uke mit einem Absenken zu Boden zu bringen.
Trainingsideen - Henka
Wie bereits in den letzten Einträgen unsere Kihon Serie, ergänzen wir auch dieses Mal die Basisform um diverse Henka, also Anpassungen, die entstehen können wenn Ausgangspositionen, Angriffe, Distanzen oder auch Abschlussformen variiert werden.
Dabei zeigen wir zunächst eine Variation des Angriffs. Anstelle des Griffs zu Sode führen wir Musha Dori aus einem oder gleich zwei Folgeangriffen aus. Dieser Angriff wird gegen Ende des Videos auch nochmal durch eine Waffe, das Tantô erweitert. Die Ausführung konzentriert sich aber auf die Einhaltung der Prinzipien aus der Kihon und ermöglicht in allen benannten Ausgangssituationen die Kontrolle über Uke zu erlangen.
Auch aus einer nahen Distanz heraus, in der beide Trainingspartner in Shizen Tai stehen, lässt sich Musha Dori ausführen. Aufgrund der Nähe zu Uke ist es jedoch insbesondere hier wichtig Uke zu beschäftigen und einen zweiten Angriff zu vermeiden.
Musha Dori kann aber natürlich nicht nur waffenlos, sondern auch unter Zuhilfenahme verschiedener Waffen/ Werkzeuge angewendet werden. Eine erste Waffenform zeigen wir mit dem Hanbô. Diese führen wir einmal fließend nach hinten (Nagashi) und einmal struktureller mit größerem Fokus auf den Hebel aus.
Aber nicht nur die Reaktion auf einen einfachen Angriff (Schlag oder Griff) kann Ausgangslage für eine Technik der Kihon Happô sein. So zeigen wir auch 2 Gegentechniken und starten hierbei mit dem klassischen Gegen-"Hebel" zu Musha Dori - Ganseki Nage. Indem Tori Uke mehr gibt, als Uke will, lässt sich die Ausführung eines Ganseki Nage leicht in einen Musha Dori weiterführen, wenn Uke (der zunächst Ganseki Nage ausführen will) nicht aufmerksam genug ist. Aber auch ein völlig anderer Hebel, wie beispielsweise Yahazu Gake, lässt sich mit der entsprechenden Technik durch einen Musha Dori kontern.
Wir zeigen außerdem Henka mit Seil/ Kette und dem Schwert.
Ideen zum Solotraining
Insbesondere Hebeltechniken lassen sich natürlich ohne Trainingspartner nur bedingt trainieren. Das Fehlen von Ukes Reaktion und potentiellen Ausgleichbewegungen macht es schwer greifbar, ob der eigene Bewegungsablauf korrekt war. Dies wird sogar noch schwerer, je näher die angedachte Distanz des Hebels sein soll.
Wie schon in unserem Beitrag zu Omote Gyaku zu lesen war, ist ein Solotraining der Torite Kihon Gohô aber ebenso möglich. Letztlich sind es hier nur andere Aspekte, die euer Training bestimmen. Achtet also, wie schon in den vorherigen Einträgen unserer Kihon Serie benannt, auf:
- Stabilität
- Balance
- Winkel
- Atmung
- Dehnung
- Ukemi
Doch auch diese Woche möchten wir einen ergänzenden Tipp geben.
Ähnlich wie mit allen oben benannten Punkten, wird auch der Folgende unter Druck, oder schlicht in der Trainingssituation mit Partner gerne unterbewertet. Dabei ist gerade dieser Punkt essentiell wichtig. Die Reihenfolge. Achtet in eurem Solotraining auf die korrekte Ausführung jedes einzelnen Teilschrittes der Kata. Dies mag sich vielleicht anfangs komisch lesen, ist jedoch von zentraler Bedeutung. Zu oft denkt man in der Ausführung einer Technik zu früh an den Abschluss (das Ziel) ohne den Weg dahin wirklich zu gehen. Dabei ist jeder einzelne Schritt der Technik wichtig und manipuliert Uke bereits, bereitet Folgeschritte vor oder könnte gegebenenfalls sogar schon den Angriff von Uke stoppen. Bereits das Ausweichen und ein möglicher Block sind daher keineswegs optionale Möglichkeiten, sondern aus einem bestimmten Grund Teil der Technik. Habt ihr euch beispielsweise gefragt, warum wir bei Musha Dori nach dem Griff von Uke Ichimonji No Kamae einnehmen? Warum nicht Kôsei No Kamae oder Ihen No Kamae?
Stellt euch einfach vor was welche Kamae bei Uke erzeugt, dann erkennt ihr schnell warum die Kata so aussieht, wie sie aussieht.
Natürlich sind auch all die anderen, darauf folgenden Schritte wichtig. Wir überlassen es aber euch und eurem Solotraining darüber nachzudenken.
Solltet ihr euch zu der genauen Ausführung nicht sicher sein, schaut in unser Video oben oder in unser Kihon Buch. Dort sind alle Techniken bis zum 5. Kyû zusammengestellt und detailliert mit Bildern und Hinweisen beschrieben.
Ihr seht also, auch im Solotraining ist die Torite Kihon Gohô trainierbar. Seid kreativ und nutzt die Zeit, die ihr habt. Aus jeder Lage lässt sich letztlich nämlich auch etwas Gutes gewinnen. Wir müssen dies nur zulassen und dieses Gute auch erkennen.
Kihon Serie
Die nächste Technik wird Musô Dori sein. Also erneut ein Gegenspieler. Es handelt sich um den Gegenspieler zum Hebel dieser Woche, Musha Dori.
Nächste Woche am 17.04.2021 geht es bereits mit dem neuen Trainingsvideo weiter. Freut euch auf neue Inspirationen und weitere Ideen zu eurem Training.
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Oder wollt ihr gerne live sehen, welche Möglichkeiten uns bereits die Basisformen der Kihon Happô bieten? Kommt gerne zu einem Probetraining vorbei, sprecht uns an. Sobald ein vor Ort Training wieder möglich ist, erfahrt ihr es natürlich hier und auf unserem Facebook/ Twitter Kanal.
Ganbatte Buyû
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